Rudolph Greuel, herzlichen Glückwunsch zum 40-Jährigen

Journalistisches Engagement für die B 266-Ortsumgehung


Ein Blick auf die neue Bundesstraße 266, wie sie heute aussieht. Foto: Dr. Michael Thalken/KStA/pp/ Agentur ProfiPress

Der Journalist, dem Firmenich/ Obergartzem seine B 266-Ortsumgehung verdankt
Der in Mechernich lebende Redaktionsleiter Rudolph Greuel feierte sein 40-jähriges Betriebsjubiläum bei der „Kölnischen Rundschau“

Die Stadt Mechernich ist ein beliebtes Pflaster bei Journalisten. Mehrere prominente Medienleute wie die stellv. Tagesspiegel- Chefredakteurin Dr. Weidenfeld und WDR-Redakteur Lilischkies wurden hier geboren.

Andere Redakteure leben innerhalb der Mechernicher Stadtgrenzen:
Mit Rudolph Greuel (Firmenich) und Wolfgang Rau (Eicks) unter anderem auch zwei Redaktionsleiter der örtlichen Tageszeitungen „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Rau) und „Kölnische Rundschau“ (Greuel).
Rudolph Greuel (64) feierte jetzt sein 40-jähriges Betriebsjubiläum beim Kölner Heinen-Verlag/Kölnische Rundschau. Der gebürtige Kaller leitet die Euskirchener Lokalredaktion seit Anfang der 1980er Jahre – und war bereits vorher stellvertretender Redaktionsleiter von Matthias Wildenburg. Er lebt seit Ende der siebziger Jahre im Mechernicher Doppel-Ortsteil Firmenich/Obergartzem.

Erdbeben in der Türkei, Landwirtschaft in Berlin

Seine journalistischen Kinderschuhe hatte der studierte Pädagoge in der Gemünder Lokalredaktion der Rundschau ausgetreten. Dort arbeiteten zeitweise mit Jürgen Gräper, Peter Felten und Rudolph Greuel drei junge Journalisten zusammen, die es alle drei zu Redaktionsleitern bei der „Kölnischen Rundschau“ bringen sollten.

Rudolph Greuel kennt den Kreis Euskirchen wie seine Westentasche, er hat die Berichterstattung in den vergangenen Jahrzehnten nachhaltig beeinflusst. Neben dem Lokalen hat sich der 64jährige Firmenicher zeitweise auch dem Sport journalistisch gewidmet – und eine ganze Reihe überörtlicher Reportagen und Auslandsreportagen geschrieben, unter anderem von einem Erdbeben mit Tausenden Toten in der Türkei.


Rudolph Greuel feierte jetzt 40jähriges Redaktionsjubiläum bei der „Kölnischen Rundschau“. Der Mechernicher machte sich um die Wende der 70er/80er Jahre einen guten Namen, als er die Behörden in einer einmaligen Presse- Kampagne drängte, die Ortsumgehung Firmenich/ Obergartzem zu bauen. Im Jahre 1981 bekam er dafür den Christopherus-Preis.Originell und witzig war auch eine Reportage über die Landwirtschaft in Berlin, die Greuel von einer seiner Journalistenreisen in die damals noch geteilte Stadt mitten im Staatsgebiet der DDR mit zurück an den Rhein brachte. Seine herausragende journalistische Leistung auf Mechernicher Stadtgebiet ist jedoch die Ortsumgehung Firmenich/Obergartzem der Bundesstraße 266.   

Als Rudolph Greuel in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre nach Firmenich zog, strömten damals noch täglich um die 8000 Fahrzeuge über die B 266, die mitten durch die zum Teil engen Ortslagen Firmenich und Obergartzem führte.
Es war zu dieser Zeit bereits wiederholt zu schweren, auch tödlichen Verkehrsunfällen in den beiden Ortslagen gekommen. Auch Fußgänger und Kinder waren bereits wiederholt zu Schaden und leider auch zu Tode gekommen.

Als es Anfang 1977 wieder einmal zu einem schweren Verkehrsunfall gekommen war, nahm sich Rudolph Greuel als Journalist der anscheinend hoffnungslosen Sachlage an. Gemeinsam mit dem Polizeiobermeister Rick erarbeitete Greuel im Archiv der Euskirchener Kreispolizeibehörde eine Verkehrsunfallstatistik für die Ortslagen Firmenich/Obergartzem rückwirkend bis 1968.

24 Tote und 200 Verletzte innerhalb von zehn Jahren

Das Ergebnis der Recherchen stand am 10. März 1977 unter der Schlagzeile „Wie viele Menschen müssen hier noch sterben?“ in der „Kölnischen Rundschau“. Greuel und Rick hatten herausgefunden, dass in Firmenich/Obergatzem in den vergangenen zehn Jahren 24 Menschen bei Verkehrsunfällen getötet, über hundert schwer verletzt und weitere hundert leicht verletzt worden waren.

Eine in dem Zusammenhang grafisch aufgearbeitete und von Greuel veröffentlichte Statistik riss Politiker vor Ort, aber auch die für das Bundes- und Landesstraßennetz Verantwortlichen beim Landschaftsverband Rheinland aus dem Schlaf. Ein Ortstermin mit der  Polizei wurde anberaumt und Redakteur Rudolph Greuel konnte bereits zwei Tage nach dem ersten aufrüttelnden Artikel in seinem Blatt vermelden: „Die B 266 wird entschärft“.

Weitere fünf Tage später, am 17. März 1977, schrieb Greuel in der „Rundschau“: „Mit Entschärfung gefährlicher Kurven ist begonnen worden“. Der LVR hatte zunächst mit Sofortmaßnahmen auf die unhaltbare Situation in Firmenich/Obergartzem reagiert, auf die Rudolph Greuel publizistisch aufmerksam gemacht hatte. Kurven wurden begradigt, Bordsteine höher gelegt und Straßenbäume in Kurven entfernt.


So sieht die Anbindung der überregional bedeutsamen Kultur- und Freizeitfabrik Zikkurat sowie der Ortslage von Firmenich an die Bundesstraße 266 heutzutage aus. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Doch der Zeitungsmann hatte eine Lawine ins Rollen gebracht, die sich mit solchen Korrekturen nicht mehr begnügen würde. Plötzlich schalteten sich Politiker ein und forderten eine Umgehung für den vom Verkehr so lange schon gequälten Mechernicher Stadtteil. Am Geld, so hieß es aus Bonn, sollte die Sache nicht scheitern.
Der Landerwerb jedoch gestaltete sich schwierig und behinderte das Fortkommen der Verhandlungen zeitweise erheblich.

Als der Landerwerb stockte, kam ein Junge ums Leben
Als es am 3. Februar 1978 in Obergartzem zu einem weiteren tödlichen Unfall kam, bei dem ein 14-jähriger Junge aus dem Dorf auf dem Gehweg vom Außenspiegel eines Lastwagens erfasst und getötet wurde, titelte Rudolph Greuel in der „Kölnischen Rundschau“: „Ralfs Tod ist eine Anklage“.

Darauf der Durchbruch am 17. Juni 1978: Die Planung war bereits fertig, meldete Greuel der Öffentlichkeit, das Geld vorhanden. Es folgte ein Genehmigungs- und Ausschreibungsverfahren, das heute in diesem Tempo unvorstellbar wäre. Mitte Oktober 1979 rückten die Bagger an und nahmen den Bau einer neuen Bundesstraße 266 vorbei an den Dörfern Firmenich und Obergartzem in Angriff.

Im Juli 1980 fragte die Rundschau: „B 266 im Dezember fertig?“  Am 8. November 1980 ließ Rudolph Greuel die Öffentlichkeit wissen, dass die Umgehung zwar fertig sei, aber nicht freigegeben werden solle, weil der Staatssekretär das Absperrband persönlich durchtrennen wollte, aber zurzeit keine Zeit hatte. Greuel veröffentliche detaillierte Pläne aus Düsseldorf für die Einweihungsfeierlichkeiten, unter anderem, dass das Rednerpult mit Fichtengrün zu dekorieren sei. Der Kakao solle nicht im heißen oder kalten, sondern „in erwärmtem Zustand“ serviert werden.

Noch sieben Wochen bis zum 18. Dezember 1980 sollte die fertige B-266-Ortsumgehung für dieses Eröffnungsszenario gesperrt bleiben und weiterhin 8000 Fahrzeuge pro Tag durch die Ortslage rollen. Diesen „Blödsinn“, so Greuel wörtlich, prangerte der engagierte Journalist am 15. November 1980 öffentlich an. Die Schlagzeile: „Gebe Gott, dass nichts passiert“.

Rudolph Greuel erhielt 1981 den Christopherus-Preis

Die damaligen Bundestagsabgeordneten Peter Milz (CDU) und Günther Schlatter (SPD) sprangen Greuel und den empörten Mechernicher Bürgern zur Hilfe.  Sie machten Druck beim Landschaftsverband – und der ließ wenig später wissen: Aufgrund der Berichterstattung der Kölnischen Rundschau werde der LVR die Ministerien drängen, die Straße früher als geplant freizugeben. Auch wenn dann kein Staatssekretär anwesend sei.“
„Dann wurden noch schnell fehlende Verkehrsschilder aufgestellt und am 1. Dezember 1980 erfolgte die Freigabe – ohne jeden Festakt“, erinnerte sich Greuel jetzt im Gespräch mit der Agentur ProfiPress: „Da das Vereinskartell und Sponsoren aber eine Einweihung und Segnung der Straße wünschten, fand am Sonntag, 7. Dezember 1980 eine festliche Einweihung durch die Bevölkerung von Firmenich/Obergartzem statt.“

Über 500 Bürger zogen mit ihrem Pfarrer, dem Erzbischöflichen Rat  Heinrich Dahmen, zur Brücke über die neue B 266. Danach wurde im Dorfgemeinschaftsraum gefeiert. 1981 wurde der damals 38 Jahre alte Rudolph Greuel für sein journalistisches Engagement um die Umgehung Firmenich/Obergartzem mit dem Christopherus-Preis der Deutschen Autoversicherer ausgezeichnet. 

pp/Agentur ProfiPress

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