Neues Team – neue Chance
Zwei spektakuläre Formel-3-Rennen am Ring
Bärenstarke Sportwagen, zwei erfolgreiche Ehemalige und spektakuläre Formel-3-Rennen – 22.000 Zuschauer erlebten ein sonniges Wochenende in der Eifel. Sie feierten vor allem Pedro Lamy und Jos Verstappen. Die beiden ehemaligen Deutschen Formel-3-Meister (Lamy 1992, Verstappen 1993) besuchten ihre jungen Kollegen im Fahrerlager des ATS Formel-3-Cup, ehe sie dann jeweils ihre Klassen beim 1000km-Rennen gewannen. Pedro Lamy siegte im Peugeot Hdi-FAP nach 195 Runden in der Klasse LMP1 und Jo Verstappen nach 188 Runden im Porsche RS Spyder in der Klasse LMP2.
Topthema im Umfeld des ATS Formel-3-Cup auf dem Nürburgring war die Übernahme der Tabellenführung durch Frédéric Vervisch und vor allem dessen Teamwechsel. Der Belgier hatte sich nach dem Rennen in Assen dazu entschieden, künftig im Team des Schweizers Jo Zeller anzutreten. Der Vizemeister der vergangenen Saison hat als einziges Ziel den Gewinn der Meisterschaft im Auge: „Ich muss in diesem Jahr den Titel holen, denn den Vizetitel habe ich ja schon. Deshalb habe ich mich auch zum Teamwechsel entschieden. Bei Jo Zeller Racing konzentriert man sich ausschließlich auf mich und mein Auto.“ Einen großen Schritt in die richtige Richtung machte Vervisch beim elften und zwölften Saisonlauf: Der 22-Jährige kassierte alle möglichen 24 Punkte – zwei Pole-Positions, zwei Rennsiege und zwei schnellste Runden sind mehr als nur eine einfache Kampfansage an die Konkurrenz.
Nicht nur die eigene Leistung brachten Frédéric Vervisch den 19 Punkte-Vorsprung in der Tabelle ein, seine direkten Konkurrenten Matteo Chinosi, Johnny Cecotto und Sebastian Saavedra halfen ihm ungewollt – durch Dreher und Ausfälle hielt sich ihre Punkteausbeute in Grenzen. Jetzt hat Vervisch einen ordentlichen Vorsprung auf die punktgleichen Zweitplatzierten Matteo Chinosi und Johnny Cecotto. Am Ziel seiner Träume ist Vervisch jedoch längst noch nicht. Sechs Rennen stehen noch an, auf dem EuroSpeedway, dem Sachsenring und in Oschersleben. 72 Punkte gibt es dabei noch abzuräumen.
Dabei wird vor allem für die Teams etwas entspannter zugehen. Denn im Rahmen des 1000km-Rennens hatten sie sich auf besondere Umstände und auf einen äußerst engen Zeitplan einzustellen. Das zweite Qualifying und die beiden Rennen wurden am Samstag ausgetragen. Der Zeitplan der international agierenden Le Mans Series hatte dies gefordert. Zwischen den Sessions war deswegen nur wenig Zeit die Fahrzeuge vorzubereiten und Änderungen vorzunehmen. Die Formel-3-Vereinigung hatte sich deswegen entschieden den Parc Fermé ins eigene Fahrerlager zu verlegen, um den Teams eine schnelle Weiterarbeit zu ermöglichen. Kompliment an alle: in den Startaufstellungen war immer das komplette Feld vertreten.
Für den kuriosesten Zieleinlauf der bisherigen Saison sorgten die Fahrer der ATS Formel-3-Trophy. Eigentlich hatte Marco Oberhauser schon das Ziel und damit den Sieg vor Augen und sein schärfster Konkurrent Dennis Swart schien sich mit dem zweiten Platz zu begnügen. Doch dann tauchte Luca Iannaccone vor ihnen auf. Oberhauser musste abbremsen und Swart nutzte die Chance, setzte sich neben Oberhauser. Im Zentimeterabstand ging es auf den rettenden Zielstrich zu. Plötzlich sah Oberhauser im Rückspiegel Shirley van der Lof auftauchen: ″Ich wollte rüber ziehen, damit sie nicht überholen kann, dabei habe ich wohl Swart berührt und mich gedreht und das alles auf der Zielgeraden.″ Van der Lof war die lachende Dritte und holte sich auf den letzten zehn Metern den Sieg – ihren ersten in der ATS Formel-3-Trophy. Mit letzter Kraft schafften es auch noch die beiden Streithähne über die Ziellinie und aufs Podium.
Richtig eng ist es an der Spitze der Tabelle zwischen Marco Oberhauser und Dennis Swart. Oberhauser gelang mit einem Sieg und einem zweiten Platz der Sprung von Tabellenrang drei an die Spitze. Der Österreicher hat jetzt zwei Punkte Vorsprung auf Swart. Der Niederländer war wegen Problemen im ersten Rennen nur als Fünfter ins Ziel gekommen. Aber auch Bernd Herndlhofer auf Position drei hat noch Chancen auf den Titel, ihm fehlen nur sechs Punkte auf die Spitze.
Für eine Schrecksekunde sorgte Hamad Al Fardan. Der Bahraini fabrizierte im zwölften Lauf einen heftigen Abflug in der Mercedes-Arena. Nach dem Überschlag und der Zwischenlandung auf dem Überrollbügel, landete Al Fardan rückwärts in der Streckenbegrenzung. Das Adenauer Krankenhaus konnte der 21-Jährige schnell wieder verlassen. Lediglich eine Rippenprellung gilt es in den nächsten drei Wochen zu kurieren, denn dann tritt Hamad Al Fradan wieder an: am 06. und 07. September auf dem EuroSpeedway Lausitz beim 13 und 14. Lauf zum ATS Formel-3-Cup