Mein liebes Tagebuch

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Laurens Vanthoor

(22.04.2009) Laurens Vanthoor, einer der Favoriten im ATS Formel-3-Cup 2009, gewährt einen Blick in seine Gefühls- und Gedankenwelt. Der 17-Jährige aus dem Team Van-Amersfoort-Racing hat beim Saisonauftakt in Oschersleben Tagebuch geführt. Der Blick durch die Piloten Brille ist beeindruckend und sehr ehrlich.
Liebes Tagebuch,
es war ein erfolgreicher Tag und ein gelungener Start in die neue Saison im ATS Formel-3-Cup. Ich musste am Samstag schon um sieben Uhr aufstehen und gleich nach dem Frühstück ging es zusammen mit dem Team von Van-Amersfoort-Racing zur Rennstrecke. Ich fühlte mich ruhig und relaxt, hatte aber eher gemischte Gefühle über die bisherigen Testtage hier in Oschersleben. Okay, wir sind die schnellste Zeit gefahren, aber ich hatte das Gefühl, dass wir noch schneller hätten fahren können. Wir hatten den gestrigen freien Tag genutzt, um noch mehr aus dem Auto herauszuholen und so war ich auf das heutige Ergebnis sehr gespannt.
Am Teamzelt angekommen, habe ich erstmal meinen Helm und die anderen Rennsachen vorbereitet – inzwischen reine Routine. Etwas später musste ich zur Fahrerbesprechung – zugegeben, eine der langweiligsten Veranstaltungen am Wochenende. Aber sie ist sehr wichtig und so versuche ich alles, um aufmerksam zu sein. Nach dem Briefing mussten wir schnell zur technischen Kontrolle und uns wiegen lassen. Meine Fahrerkollegin Shirley van der Lof lachte mich aus, sie meinte, ich wäre etwas fett geworden. Ich entgegnete, dass läge nur daran, dass ich derzeit keine Freundin hätte. Da war sie sprachlos. Hatte ich doch gut gekontert, oder?
Danach schnell in die Box, Sachen und Trinkflasche schnappen, schließlich wurde es Zeit fürs Qualifying. Ich war schon aufgeregt, als ich in den Dallara-Volkswagen gesprungen bin. Über Funk habe ich noch einige abschließende Dinge mit meinem Ingenieur besprochen und schon ging es los. Nach einer Aufwärmrunde, habe ich gepusht, um zu sehen, was ich aus dem Wagen und mir rausholen kann. Ich wusste schon nach einer Runde, dass wir schneller waren als bei den freien Trainings. Mein Gefühl war gut und ich sehr zuversichtlich. Die Session war vorbei und ″Yes″ wir lagen auf P1, 0,5 Sekunden vor P2 und eine Sekunde vor P3 – was für ein geniales Resultat.
Nach dem freien Training, bin ich wieder in meine normalen Klamotten geschlüpft, damit sich mein Körper abkühlen kann. Mittags hatte ich ein Briefing mit meinem Ingenieur Rik. wir haben die Daten analysiert und einige Möglichkeiten diskutiert, wie wir noch schneller werden können. Aber eigentlich wussten wir, dass alles passt! Im Anschluss gingen wir mit Teamchef Frits noch die Strategie für das Qualifying durch. Wir waren ″ready to rumble″! Ich versuchte mich zu entspannen und bin auf das Quad gestiegen und hatte viel Spaß mit meinem Teamkollegen Stef Dusseldorp – bis etwa eine Stunde vor dem Qualifying.
Dann habe ich meine Trinkflasche vorbereitet und dann ein 20-minütiges Aufwärmtraining absolviert, Drehnen und Strecken eben. Jetzt war ich wach genug, um von der ersten Runde an Gas geben zu können. Ich wartete im Auto bis mir Rik das Zeichen gab, aus der Boxengasse zu fahren. Ich bin ganz locker an die Sache rangegangen, da ich wusste, dass wir schnell genug für den ersten Platz sind. Aber ich war natürlich auch nervös, da man nie weiß, was alles dazwischen kommen kann. Das Qualifying war dann wirklich ziemlich stressig, da sehr viel Verkehr auf der Strecke war. Endlich hatte ich genug Platz, um zwei Runden zu pushen – ich habe alles aus mir rausgeholt. Die Runden waren nicht perfekt, aber sie waren schnell! Als ich wieder in die Box kam, war ich gespannt, ob wir Platz eins innehatten. Endlich rief mein Mechaniker Vincent: ″P1, P1! Super!“
Nach dem Zeittraining habe ich meinen Mechanikern etwas zu trinken gebracht, da sie bei der technischen Kontrolle warten mussten. Es ist wichtig, ein gutes Verhältnis zu den Jungs zu haben, schließlich tun die eine Menge für uns Rennfahrer. Ich bin dann eine Stunde Fahrrad gefahren – ganz relaxt mit Musik, um die Anspannung aus dem Körper zu bekommen. Am Abend nach einem erneuten Briefing mit Rik, gab es Essen. Wir haben viel gelacht und uns über Frauen unterhalten. Jetzt muss ich ins Bett, ist schließlich schon zehn Uhr! Bin mal gespannt, wie es morgen wird.

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