Erfahrung siegt

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Edoardo Mortara siegt in Macau

Bei strahlendem Sonnenschein und vor vollbesetzten Tribünen startete am 22. November die 56. Auflage eines der kuriosesten Rennen in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Macau: der Grand Prix auf dem 6,2 Kilometer langen Stadtkurs wird seit 1983 als inoffizielles Weltfinale der Formel 3 ausgetragen. Damals hieß der Sieger Ayrton Senna heute heißt er Edoardo Mortara. Der Italiener siegte mit 1,146 Sekunden Vorsprung vor seinem französischen Teamkollegen Jean-Karl Vernay (beide Dallara-Volkswagen) und dem Briten Sam Bird (Dallara-Mercedes).
Edordo Mortara krönte damit seine Rückkehr in die Formel 3. Nach zwei Jahren in der Formel-3-Euroserie und der Zwischenstation in der GP2 Asien absolvierte der 22-jährige in diesem Jahr die GP2 als 14. Gesamtplatzierter. Nach den Plätzen zehn und zwei in den Macau-Vorjahren holte Mortara mit dem jetzigen Sieg seinen bislang größten Triumph im Motorsport.
Der 22-Jährige Vernay, der bereits über drei Jahre Erfahrung in der Formel-3-Eurserie verfügt, ist die traurige Person des diesjährigen Grand Prix. Der Franzose war immer schnell, musste sich im Qualifying nur dem Schweden Marcus Ericsson Tom’s-Toyota) beugen, gewann dann aber das Qualifikationsrennen und wurde vor Anbruch des letzten Drittels im Hauptrennen noch auf den zweiten Platz verwiesen.
Das Rennen begann wie erwartet: mit einem ersten Crash in der Lisboa-Kurve, bei dem der Champion des ATS Formel-3-Cup, Laurens Vanthoor, die linke Vorderradaufhängung seines Dallara-Volkswagen beschädigte, und mit einem Massencrash bei der Auffahrt zur kurvigen Stadtpassage. Dort war der Australier Daniel Ricciardo (Dallara-Volkswagen) durch seinen Mauerkontakt der Auslöser. Vier weitere Fahrzeuge konnten nicht mehr ausweichen und rutschten ineinander. Die Rennleitung reagierte sofort und konsequent mit dem Abbruch. Die Chance für Vanthoor: mit waidwundem Auto schleppte sich der Belgier zurück in die Startaufstellung wo die Signature-Mechaniker zur Reparatur bereitstanden. Um die beiden Schwesterautos von Vanthoor musste sich das französische Team nicht kümmern: Edoardo Mortara und Jean-Karl Vernay standen nach tollem Start ganz vor, vor dem Finnen Valtteri Bottas (Dallara-Mercedes). Auch Stef Dusseldorp (Dallara-Mercedes), der zweite Vertreter und Vizechampion aus dem ATS Formel-3-Cup, lernte schnell, dass es in Macau hilft, sich aus den Scharmützeln herauszuhalten – auf dem 15. Platz erledigte der 20-Jährige Niederländer den Re-Start.
Hinter dem Safetay-Car startete Laurens Vanthoor mit repariertem Auto als 19. und damit Letzter. Vorne machte Mortara die Pace, bis ihn sein Teamkollege Vernay schon in der ersten freien Runde beim Anbremsen der Lisboa-Kurve aus dem Windschatten auf den zweiten Platz verwies. Danach bot sich ein eher ruhiges Rennen bis Mortara ab Runde sechs versuchte, Vernay an der Spitze nervös zu machen. Die beiden Volkswagen-Piloten waren da schon unter sich und Bottas mit gut drei Sekunden abgeschlagen.
Eines war zu diesem Zeitpunkt ganz klar: Vernay und Mortara konnten sich nur noch selber schlagen. In der 12. Runde manövrierte sich Mortara dann mit einer sauberen Bremsaktion in der Lisboa-Kurve an die Spitze. Der 22-jährige Sam Bird nutzte seine Chance in der letzten Runde, um noch den dritten Platz zu belegen. Dabei profitierte er allerdings vom Missgeschick seines Konkurrenten: bei Valtterie Bottas hatte sich das linke Hinterrad gelöst. Auch Bird ist ein aus drei Jahren Euroserie erfahrener Formel-3-Mann, der zum dritten Mal in Macau startete.
Während Laurens Vanthoor sich im Verlauf des Rennens immer mehr nach vorne kämpfte und schließlich als 13. abgewinkt wurde, musste Stef Duseldorp als Debütant Lehrgeld zahlen. Am Ende kam der Niederländer dennoch als 15. ins Ziel.
Welch hohen Stellenwert das Formel-3-Rennen in Macau genießt, machte das Schicksal der Tourenwagen-Weltmeisterschaft deutlich: nachdem der Einheimische André Couto mit seinem Seat in den BMW des Deutschen Franz Engstler gekracht war, wurde das WTCC-Finalrennen nach sieben von elf Runden nicht wieder gestartet, um den Formel-3-Grand Prix pünktlich über die Bühne zu bringen. Sowohl Couto und auch Engstler landeten im Krankenhaus Dort wurde bei Franz Engster ein gebrochenes Schlüsselbein und eine Gehirnerschütterung diagnostiziert.

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