Favoritensterben in Macau

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Sieger des Macau GP: Keisuke Kunimoto

Vor vollbesetzten Tribünen und bei heißen Sommertemperaturen wurde der 55. Macau Grand Prix gestartet. Das Interesse an der Traditionsveranstaltung auf dem 6,2 Kilometer langen Stadtkurs, in der ehemaligen Kolonie Portugals, scheint in diesem Jahr nochmals gestiegen zu sein. So wurde beispielsweise in der berüchtigten Lisboa-Kurve eine weitere Tribüne errichtet.
Den begeisterten Chinesen bot Keisuke Kunimoto (Dallara Tom’s Toyota) die beste Show. Der Japaner siegte bei seinem Macau-Debüt mit 1,710 Sekunden Vorsprung und erreichte damit den bisher größten Triumph seiner noch jungen Karriere. Der 19-jährige Vizemeister der Japanischen Formel-3-Meisterschaft musste dabei auch zwei Re-Starts nach Safety-Car-Phasen überstehen. Überhaupt war das 15-Runden-Rennen von vielen Aus- und Unfällen im Spitzenfeld geprägt. Den zweiten Platz belegte der Italiener Edoardo Mortara im Dallara Volkswagen. Damit bescherte der 21-Jährige Vizemeister der Formel-3-Euoserie dem Motorenhersteller Volkswagen einen ungeahnten Erfolg im prestigeträchtigen Macau Grand Prix. Auf dem dritten Platz wurde unerwartet Brendon Hartley (Dallara Mercedes) abgewinkt. Der 19-jährige Neuseeländer war als Tabellendritter der Britischen Formel-3-Meistertschaft vom 20. Startplatz ins Rennen gegangen.
Eine erneut achtenswerte Vorstellung lieferte Laurens Vanthoor (Dallara Volkswagen) auf dem extrem schwierigen Stadtkurs ab. Der erst 17-Jährige aus dem ATS Formel-3-Cup wurde auf dem sechsten Platz abgewinkt. „Ich habe von so vielen Leuten gehört, dass man in Macau vor allem ankommen muss. Das habe ich im Rennen beherzigt. Ich wollte hier bei meinem Debüt vor allem ein Ergebnis und keinen Ausfall erreichen. Ich komme ganz sicher wieder, um dann mit der Erfahrung von diesem Jahr richtig anzugreifen“, resümierte das Talent aus dem belgischen Zolder. Vanthoor hatte bei seinem Macau-Debüt keinen leichten Stand: „Vor allem im letzten Renndrittel wurde es schwierig. Oliver Turvey hat ganz schön Druck gemacht.“ Auf dem fünften Platz kam ebenfalls ein Ehemaliger aus dem ATS-Formel-3-Cup ins Ziel: der Niederländer Renger van der Zande (Dallara Mercedes).
Carlo van Dam hätte fast noch die Sensation geschafft. Vom 24 Startplatz pflügte der Champion des ATS Formel-3-Cup 2007 durch das Feld wie das sprichwörtliche heiße Messer durch die Butter: „Es war ein unglaubliches Rennen. In den ersten Runden habe ich jede Menge Plätze gutmachen können. Dann hatte ich Hartley schon überholt – und der ist am Ende Dritter geworden. Leider habe ich Roberto Merhi bei dessen Einschlag leicht berührt und mir die linke Vorderradaufhängung beschädigt. Ich konnte nicht mehr ausweichen, ich war ja nur wenige Meter hinter ihm.“
Den größten Unfallschaden lieferte Roberto Streit ab. Der Brasilianer drückte den Briten Sam Bird in der ersten Runde eingangs der schnellen Mandarin-Kurve brutal in die Leitplanken. Damit waren die ersten Beiden aus der Spitzengruppe ausgeschaltet und die erste Safety-Car-Phase bis zum Beginn der dritten Runde eingeläutet. Der Spanier Jaime Alguersuari warf sein Rennen schon beim Start weg. Der mit einer Durchfahrtstrafe geahndete Frühstart nahm dem Champion der Britischen Formel-3-Meisterschaft alle Chancen. Roberto Mehri (Spanien) verantwortete den zweiten Einsatz des Safety-Cars, als er eingangs der Start- und Zielgeraden in die Mauer schlug. Nachdem das Rennen zur zehnten Runde wieder freigegeben worden war, lieferte der in Tokio geborene Kei Cozzolino sein negatives Kunststück ab. Beim Anbremsen der rechtwinkeligen Lisboa-Kurve krachte er dem Drittplatzierten Daniel Campos-Hull ins Heck rutschte zusammen mit dem Spanier ins Aus des Notausgangs.
Nicht nur für Laurens Vanthoor hielt der 55. Macau Grand Prix eine Menge Weisheiten bereit: im Spielerparadies vor den Toren Hongkongs ist alles möglich. Favoriten stolpern, Debütanten glänzen, Unfälle häufen sich und am Ende siegt im Feld der weltbesten Formel-3-Piloten ein 19-Jähriger Jüngling, der seine erste Formel-3-Saison bestreitet.

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